Der Name Casamundo war über viele Jahre hinweg gleichbedeutend mit einem breiten Angebot an Ferienunterkünften in ganz Europa und darüber hinaus. 2003 in Hamburg gegründet, etablierte sich das Online-Portal schnell als beliebte Buchungsplattform für Ferienhäuser und Ferienwohnungen. Mit kontinuierlichen Verbesserungen seines Serviceangebots, einer stetig wachsenden Kundenzahl und einer starken Positionierung in der Reisebranche schaffte es Casamundo, sich gegen etablierte Wettbewerber zu behaupten. Doch wie erging es dem Unternehmen angesichts der Turbulenzen in der globalen Reisebranche, insbesondere in Zeiten der COVID-19-Pandemie?
Seit einigen Jahren gehört Casamundo zur HomeToGo-Gruppe und hat zahlreiche Veränderungen durchgemacht. Viele Konsumenten stellen sich nun die Frage, ob Casamundo auch weiterhin eine sichere und zuverlässige Plattform für die Vermittlung von Ferienunterkünften ist. Ist das Unternehmen gar pleite oder hat es sein Geschäftsmodell nachhaltig an die Pandemie angepasst? Dieser Artikel wirft einen genauen Blick auf die wirtschaftlichen Hintergründe und zeigt, warum Casamundo trotz einschneidender Maßnahmen nicht als insolvent zu betrachten ist.
Casamundo startete 2003 in Hamburg als spezialisierte Plattform für Ferienunterkünfte und machte sich rasch einen Namen in Europa. Während viele Reiseportale den Fokus damals noch eher auf Hotels, Flüge und Pauschalreisen legten, konzentrierte sich Casamundo konsequent auf Ferienhäuser und Ferienwohnungen. Damit griff das junge Unternehmen einen aufkeimenden Markt auf, der von Reisenden zunehmend nachgefragt wurde: Individual- und Familienurlaub in idyllischen Unterkünften mit mehr Platz und Privatsphäre.
Das Geschäftsmodell beruhte darauf, Interessenten eine breite Palette an Unterkünften anzubieten, die von Privatpersonen sowie gewerblichen Anbietern stammen konnten. Casamundo vermittelte zwischen Vermieter und Mieter, ohne selbst als Eigentümer oder Hauptvertragspartner der Unterkunft aufzutreten. Diese Rolle als Vermittler ermöglichte es, das Angebot kontinuierlich zu erweitern und sich gegenüber Mitbewerbern wie Airbnb, FeWo-direkt oder Booking.com zu behaupten. Zudem begann Casamundo frühzeitig Kooperationen mit etablierten Ferienhausmarken – ein erfolgreicher Schritt, der das Portfolio mit jedem neuen Partner weiter wachsen ließ.
In der Blütezeit vor 2019 beschäftigte Casamundo über 100 Mitarbeiter in Hamburg, bot mehr als 700.000 Ferienunterkünfte weltweit an und erwirtschaftete solide Umsätze. In diesem Zeitraum schien Casamundo auf einem stetigen Wachstumskurs.
Der Deal im Jahr 2018
Im Oktober 2018 übernahm das Berliner Ferienhaus-Suchportal HomeToGo die Casamundo GmbH. Mit diesem Schritt wollte HomeToGo sein Portfolio ausweiten und die Position in der Ferienhausbranche weiter stärken. Die Zusammenführung der beiden Marken schien zunächst eine reine Wachstumsmaßnahme zu sein, zumal beide Unternehmen über starke Synergien verfügten. HomeToGo erhielt Zugang zu einem bereits bestehenden, etablierten Kundenstamm von Casamundo und erweiterte damit sein internationales Angebot an Ferienunterkünften. Casamundo wiederum profitierte von den technologischen Ressourcen und der Finanzstärke von HomeToGo, um neue Märkte zu erschließen.
Eigenständige Marke unter neuem Dach
Nach der Übernahme arbeitete Casamundo trotz des gemeinsamen Mutterkonzerns weiterhin eigenständig. Das Unternehmen behielt seine Marke und sein Management weitgehend bei. Intern setzte Casamundo auf Kooperationen u.a. mit @Leisure Group-Marken wie Belvilla oder DanCenter. Die enge Zusammenarbeit mit HomeToGo bot zudem die Möglichkeit, für Kunden erweiterte Such- und Buchungsoptionen zu integrieren. So konnte Casamundo auch nach der Übernahme seine identitätsstiftende Markenstrategie fortführen, um bestehende Kunden nicht zu verunsichern.
Der Markt vor der Pandemie
Bis Ende 2019 herrschte in der Reisebranche allgemein Aufbruchstimmung. Besonders das Segment der Ferienhausvermittlung verzeichnete steigende Buchungszahlen, da viele Reisende den Trend zum „Slow Travel“ oder zu individuellen Urlaubsformen entdeckten. Casamundo profitierte von der weiter wachsenden Nachfrage und erzielte – laut HomeToGo-Management – ein hervorragendes Geschäftsjahr 2019. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Anzeichen für erhebliche betriebliche Schwierigkeiten oder gar eine bevorstehende Krise.
Branchenweiter Einbruch der Reisezahlen
Als COVID-19 Anfang 2020 zu einer globalen Pandemie eskalierte, wurde die gesamte Reise- und Tourismusbranche mit voller Wucht getroffen. Binnen weniger Wochen brachen Reisebuchungen weltweit ein, Regierungen verhängten Reisesperren, und der Tourismus kam praktisch zum Erliegen. Auch die Nachfrage nach Ferienwohnungen schrumpfte drastisch, da vielerorts sogar Inlandsreisen nur unter strengen Auflagen möglich waren.
Für Casamundo hatte dies schwerwiegende Konsequenzen: Obwohl das Modell „Ferienhaus“ kurzfristig einen Vorteil gegenüber großen Hotels haben kann – mehr Abgeschiedenheit, weniger direkte Kontaktpunkte –, wirkte sich die generelle Unsicherheit der Reisenden massiv auf das Geschäft aus. Die Anzahl neuer Buchungen ging stark zurück, Stornierungen und Umbuchungen häuften sich.
Entlassungen und Betriebseinstellung
Im April 2020 wurde öffentlich, dass alle Casamundo-Mitarbeiter entlassen und der eigenständige Betrieb zum 30.06.2020 eingestellt wird. Diese Nachricht sorgte in der Hamburger Startup-Szene und in der Reisebranche für Aufsehen. Viele Beobachter fragten sich, ob Casamundo insolvent sei. Eine interne Mitteilung der Geschäftsführung beschrieb die Lage düster: „Angesichts der Corona-Krise sehe man keine Möglichkeit, den Betrieb aufrechtzuerhalten.“
Tatsächlich handelte es sich jedoch um keine klassische Insolvenz, sondern um eine betriebliche Schließung im Rahmen einer Konzernintegration. Die Hamburg-Basis von Casamundo wurde aufgegeben, die Struktur verschmolz mit der bereits etablierten HomeToGo-Organisation. Mögliche Gründe für diese Entscheidung waren einerseits die notwendige Kostenreduktion, andererseits die Fokussierung auf zentrale Strukturen bei HomeToGo, um die Auswirkungen der Krise besser abzufangen. Letzten Endes sollte so sichergestellt werden, dass Casamundo als Marke erhalten bleibt und Kunden weiterhin auf die Plattform zugreifen können – nur eben ohne einen separaten Hamburger Standort.
Reaktionen im Markt
Casamundo stand nicht allein mit den einschneidenden Maßnahmen. Auch andere bekannte Player in der Reise- und Übernachtungsbranche mussten teils harte Einschnitte vollziehen. Einige Startups, darunter Wimdu, gaben sogar den Markt komplett auf. Die Pandemie leitete eine Konsolidierung in der Ferienhaus-Vermittlungsbranche ein, bei der sich finanzstarke Unternehmen – wie HomeToGo – durch Übernahmen und Restrukturierungen neu aufstellten.
Vollständige Eingliederung in HomeToGo
Nach der Schließung der eigenständigen Casamundo GmbH und dem Wegfall des Hamburger Standorts erfolgt die Steuerung der Marke nun zentral von Berlin aus. Dort sitzen die Teams von HomeToGo, die die Plattformfunktionen für alle Marken des Konzerns bereitstellen. Casamundo agiert als Markenname innerhalb der HomeToGo-Struktur, behält jedoch einen gewissen Wiedererkennungswert bei Kunden.
Konzernzahlen HomeToGo 2023
Die finanzielle Situation Casamundos lässt sich heute nur noch im Kontext der Gesamtergebnisse von HomeToGo bewerten. Das Unternehmen ist seit September 2021 an der Börse notiert und veröffentlicht seither regelmäßige Geschäftsberichte. Nach einem pandemiebedingten Einbruch der Umsätze im Jahr 2020 zeigen die Zahlen für 2023 eine deutliche Erholung: Die IFRS-Umsatzerlöse stiegen um 10 % auf 162 Mio. €, zudem erreichte HomeToGo ein bereinigtes EBITDA Break-even.
Besonders erfreulich entwickelte sich laut den veröffentlichten Berichten das Segment „Subscriptions & Services“, zu dem Casamundo, Smoobu sowie e-domizil gehören. Dieses Segment erzielte 2023 rund 35 Mio. € Umsatz, was einer Steigerung von 48 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit trägt es etwa 22 % zum gesamten Konzernumsatz von HomeToGo bei. Dies zeigt, dass Casamundo und die zugehörigen Marken einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Gruppe leisten und ihren Platz im Konzernportfolio festigen.
Finanzielle Stabilität dank Mutterkonzern
Angesichts der positiven Geschäftsentwicklung von HomeToGo lässt sich daraus schließen, dass es Casamundo wirtschaftlich gut geht. Zwar existiert die Casamundo GmbH in Hamburg nicht mehr, doch die Marke wird erfolgreich unter dem Dach der HomeToGo SE weitergeführt. Auch das Kundenvertrauen scheint sich stabilisiert zu haben – Casamundo ist nach wie vor für viele Urlauber ein Begriff, wenn es um die Buchung von Ferienhäusern geht.
Erholung der Ferienhaus-Branche
Seit dem starken Einbruch 2020 beobachten Marktexperten eine stetige Erholung im Bereich Ferienhäuser und -wohnungen. Im Gegensatz zu Hotels bieten Ferienhäuser während Unsicherheiten wie einer Pandemie ein gewisses Maß an Sicherheit und Privatsphäre, was zunehmend geschätzt wird. Ab 2021/22 erholte sich die Reisebranche insgesamt, und der Trend zu individuellen Urlaubsformen verstärkte sich. HomeToGo vermeldete für 2023 Rekordbuchungsumsätze von rund 190 Mio. € und blickt auch für 2024 optimistisch in die Zukunft, was sich in Vorbuchungen von 37,5 Mio. € zu Jahresbeginn widerspiegelt.
Investitionen und Konsolidierung
Parallel zum Nachfrageanstieg investiert HomeToGo weiter in den Ausbau seines Angebots. Ein Beispiel hierfür ist die geplante Übernahme des Ferienhaus-Anbieters Interhome. Damit werden das Portfolio und die Reichweite des Konzerns weiter vergrößert, was sowohl für HomeToGo als auch für Casamundo neue Wachstumschancen eröffnet.
In der Branche vollzieht sich zudem eine Konsolidierung: Zahlreiche kleinere Player oder Startups, die die Krisenjahre nicht überstanden haben, wurden von größeren Unternehmen übernommen oder mussten schließen. Davon profitiert ein finanzstarker Konzern wie HomeToGo. Für Kunden bedeutet die Marktbereinigung einerseits weniger Vielfalt, andererseits erhalten sie durch große Plattformen wie Casamundo/HomeToGo weiterhin eine breite Auswahl an Unterkünften.
Steigende Bedeutung von Technologie und Services
Die erfolgreichen Zahlen im Segment „Subscriptions & Services“ verdeutlichen, dass sich der Ferienhausmarkt über reine Vermittlungstätigkeiten hinaus entwickelt. HomeToGo (und damit Casamundo) investiert in Softwarelösungen, die Vermietern helfen, ihre Unterkünfte effizient zu verwalten, Kalender zu synchronisieren und Preise dynamisch anzupassen. Diese Services generieren wiederkehrende Einnahmen und sorgen für finanzielle Stabilität. Damit positioniert sich Casamundo nicht nur als klassisches Portal, sondern als Teil eines integrierten Ökosystems an Dienstleistungen.
Um es deutlich zu sagen: Casamundo ist nicht insolvent. Zwar musste der eigenständige Betrieb im Jahr 2020 eingestellt werden und alle Mitarbeiter in Hamburg verloren ihre Arbeitsplätze, doch dieser drastische Schritt war Teil der Konzernstrategie, um das Unternehmen in einer schweren Krisenzeit effizienter zu strukturieren. Casamundo wurde in die HomeToGo-Gruppe integriert und operiert seither von Berlin aus. Bei den Vorgängen handelte es sich um keine klassische Insolvenz; es wurde kein Insolvenzverfahren eröffnet. Stattdessen entschied man sich für eine starke Kostenreduktion, die Auflösung des Hamburger Standorts und den Wechsel aller operativen Geschäftsprozesse unter das Dach der HomeToGo SE.
Die jüngsten Geschäftszahlen von HomeToGo zeichnen ein Bild der Erholung und Stabilität. Dank des positiven Wachstums konnte der Konzern 2023 einen bereinigten EBITDA Break-even erreichen. Casamundo profitiert von dieser Entwicklung, da das Unternehmen lediglich als Marke in die Konzernstrukturen integriert ist. Während die Nachfrage nach Ferienhäusern und -wohnungen weiterhin steigt, dürften sowohl HomeToGo als auch Casamundo ihren Marktanteil festigen und ausbauen können.
Die häufige Frage „Ist Casamundo pleite?“ lässt sich mit einem klaren „Nein“ beantworten. Die Betriebsschließung in Hamburg und die Entlassung der Mitarbeiter im Frühjahr 2020 bedeuteten keine Insolvenz, sondern eine durch die Pandemie bedingte Restrukturierung innerhalb des HomeToGo-Konzerns. Heute existiert Casamundo erfolgreich als Teil des HomeToGo-Portfolios, genießt dessen finanzielle Stärke und profitiert von der wachsenden Nachfrage in der Ferienhausbranche. Reisende können weiterhin auf die Plattform zugreifen und ein vielfältiges Angebot buchen, das durch die Synergien mit HomeToGo sogar noch ausgebaut wurde.
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