Ist DERTOUR pleite? - Aktuelle finanzielle Lage

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Bildquelle: https://www.dertour-group.com/en/about-us/history/

Verfasst von Redaktion (blR)

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Als Teil der REWE Group gehört Dertour zu den größten Reiseveranstaltern Europas. Dertour ist die touristische Tochtergesellschaft der REWE Group und firmiert seit 2023 als DERTOUR Group. Mit bekannten Marken wie Dertour, ITS oder Meiers Weltreisen und rund 130 Reiseunternehmen in 16 Ländern bildet sie eine der größten Touristikgruppen in Europa. Branchenweit rangiert Dertour (nach TUI) unter den Top-Anbietern; laut Unternehmensangaben sind die Buchungszahlen des „Branchenzweiten“ inzwischen wieder auf Vor-Corona-Niveau angelangt​.

Keine Anzeichen einer Insolvenz

Es liegen keine Hinweise auf eine Insolvenzanmeldung von Dertour vor. Im Gegenteil: Die jüngsten Geschäftszahlen zeigen, dass die DERTOUR Group nach den Krisenjahren wieder auf Erfolgskurs ist​. Im Jahr 2023 steigerte Dertour den Umsatz um ~24,6 % auf 7,2 Mrd. € und übertraf damit sogar das Vorkrisenniveau von 2019​. REWE-CEO Lionel Souque bezeichnete die Touristik-Tochter als „hervorragend aufgestellt“ und hob hervor, dass man vom europaweit steigenden Interesse an hochwertigen Pauschalreisen profitiert​. Auch die Konzernmutter steht finanziell robust da: REWE meldete für 2023 einen EBITA-Gewinn von über 1,8 Mrd. € und gilt als „kerngesund und profitabel“ – ein wichtiger Rückhalt für Dertour​.

Dertour profitiert zudem vom Marktumfeld. So ist der Mitbewerber FTI Touristik – bisher der drittgrößte Reiseveranstalter in Deutschland – im Juni 2024 in Insolvenz gegangen und hat alle gebuchten Reisen abgesagt​. Dadurch verteilen sich dessen Kunden auf verbleibende Anbieter. Dertour rechnet infolge der FTI-Pleite mit rund 400.000 zusätzlichen Gästen, insbesondere in beliebten FTI-Zielen wie Ägypten, Türkei oder VAE​. Diese Nachfrageverlagerung stärkt die Buchungs- und Umsatzzahlen von Dertour weiter. Insgesamt berichten Branchenbeobachter für 2024 von einem sehr positiven Trend: Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen und beschert Dertour voraussichtlich sogar Rekordbuchungen und Gewinne​.

Wirtschaftliche Herausforderungen und Ursachen

Trotz der aktuellen Erholung steht Dertour – wie die gesamte Touristikbranche – vor einigen wirtschaftlichen Herausforderungen. Besonders zu nennen sind dabei:

  • Nachwirkungen der Corona-Pandemie: In den Jahren 2020–2021 kam der internationale Reiseverkehr fast vollständig zum Erliegen. Diese Krise führte zu erheblichen Umsatzeinbußen in der Branche, von denen sich Veranstalter erst 2022/23 langsam erholt haben. Die Zahl der Gäste lag bei Dertour Anfang 2024 noch unter dem Vor-Pandemieniveau​, wenngleich sie sich bis Sommer 2024 „in etwa“ wieder normalisiert hat. Die Erholung ist also im Gange, aber die Verluste der Pandemiejahre wirken finanziell nach.
  • Steigende Kosten und Margendruck: Inflation bei Energie-, Flug- und Hotelkosten sowie allgemeine Preissteigerungen belasten das Geschäft. Zwar steigen die Umsätze durch höhere Preise und Nachholeffekte, doch hohe Kosten schmälern die Gewinne. Laut REWE-Prognose werden sich 2024 trotz Umsatzzuwächsen die Ergebnisse der Reisesparte verschlechtern, da Kostensteigerungen (und wegfallende Sondereffekte aus dem Vorjahr) die Profitabilität drücken​. REWE weist zudem auf eine hohe Konzernverschuldung (über 16 Mrd. € Netto) hin, was den finanziellen Spielraum insgesamt begrenzt. Entsprechend bleibt der Fokus auf Kosteneffizienz hoch.
  • Wegfall von Preisvorteilen bei Pauschalreisen: Durch die Teuerungen haben Pauschalreisen ihren früheren Preisvorteil eingebüßt. Dertour-Manager beobachten einen rückläufigen Trend zur klassischen Pauschalreise, da individuelle Buchungen preislich konkurrenzfähiger geworden sind​. Der bisher wichtigste Anreiz – ein günstiger Gesamtpreis – greift weniger, wenn Flug und Hotel einzeln oft ähnlich viel kosten. Dieser Wandel im Kundenverhalten zwingt Anbieter, mit besserem Service, Flexibilität und höherwertigen Angeboten zu punkten, um Kunden weiterhin von Paketreisen zu überzeugen​.
  • Regulatorische Auflagen und Absicherungskosten: Nach der Thomas-Cook-Insolvenz 2019 wurde in Deutschland der Reisesicherungsfonds (DRSF) eingeführt, der Kundengelder bei Veranstalter-Insolvenzen absichert. Die Kehrseite: Veranstalter müssen nun rund 1 % des Reisepreises als Prämie in diesen Fonds einzahlen​. Diese Pflichtversicherung verteuert Pauschalreisen und belastet die ohnehin knappen Margen der Anbieter spürbar. Dertour-CEO Ingo Burmester kritisiert, dass diese Insolvenzabsicherungskosten bei soliden Veranstaltern zu hoch seien, und fordert risikogerechte Entlastungen. Dadurch soll verhindert werden, dass Pauschalreisen noch teurer und unattraktiver werden.
  • Marktkonsolidierung und Wettbewerb: Die Insolvenz von FTI zeigt, dass der Markt sich konsolidiert. Weniger große Anbieter bedeuten einerseits weniger Wettbewerb – was Dertour kurzfristig Kunden zuführt – andererseits könnte ein Oligopol entstehen​, in dem einige wenige Veranstalter den Markt dominieren. Mittel- bis langfristig müssen Unternehmen solide wirtschaften, um nicht selbst in Schieflage zu geraten. Jede Krise eines Anbieters kann das Vertrauen der Verbraucher insgesamt erschüttern und ruft Gesetzgeber (zu weiterer Regulierung) auf den Plan. Dertour muss also einerseits vom Wachstum profitieren, andererseits aus den Fehlern der Konkurrenz (wie FTI) lernen, um solche Situationen zu vermeiden.

Mögliche Folgen für Kunden und Geschäftspartner

Sollte ein Reiseveranstalter wie Dertour dennoch in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten, hätte das weitreichende Konsequenzen für Kunden und Partner. Die Erfahrungen der letzten Jahre (Thomas Cook 2019, FTI 2024) bieten Anhaltspunkte, was dann passieren kann:

  • Auswirkungen auf Reisende (Kunden): Im Insolvenzfalle würden gebuchte Reisen abgesagt und Kunden könnten ihre geplanten Urlaube nicht antreten. Bereits vor Ort befindliche Urlauber riskieren, Leistungen zu verlieren – etwa die Hotelunterkunft oder Rückflüge. Ein dramatisches Beispiel zeigte sich bei der FTI-Pleite: In Reisezielen wie Ägypten blieben Kunden ohne Betreuung und Hotels forderten plötzlich eigenmächtige Zahlungen, da der insolvente Veranstalter nicht mehr zahlte​. Dank gesetzlicher Kundengeldabsicherung mussten FTI-Urlauber zwar nicht endgültig auf ihren Kosten sitzenbleiben, aber ihre Ferien wurden erheblich beeinträchtigt. In solchen Fällen greift inzwischen der Deutsche Reisesicherungsfonds, der u.a. Dertour beauftragt hat, gestrandete FTI-Kunden in Urlaubsländern zu betreuen​. Dertour organisierte für diese Reisenden Ersatzunterkünfte, Transfers und die Heimreise, um den Schaden zu begrenzen. Für Dertour-Kunden selbst besteht aktuell kein Grund zur Sorge – das Unternehmen ist stabil, und alle Zahlungen sind durch Sicherungsscheine abgesichert. Im unwahrscheinlichen Fall einer Dertour-Insolvenz würden Kunden ihr Geld über den Fonds zurückerhalten; dennoch könnten Reisepläne kurzfristig platzen. Daher ist es stets ratsam, auf Pauschalreisen den Sicherungsschein zu achten und ggf. eine eigene Reiseversicherung (für z.B. Rücktritt) abzuschließen.
  • Auswirkungen auf Reisebüros und Vertriebspartner: Dertour vertreibt einen Großteil seiner Reisen über Reisebüros – rund 66 % aller Buchungen werden klassisch im Reisebüro getätigt​. Diese Vertriebspartner sind auf die Provisionen und das Vertrauen der Kunden angewiesen. Gerät Dertour in Schieflage, müssten Reisebüros die oft zahlreichen Buchungen ihrer Kunden stornieren oder zu alternativen Veranstaltern umbuchen. Das bedeutet Mehrarbeit, Verdienstausfall und potenziellen Verlust von Kundenglaubwürdigkeit für die Agenturen. Die Dertour Group betont, wie wichtig stabile Partnerschaften mit den Reisebüros sind – eine Insolvenz würde dieses Verhältnis schwer belasten. Im Fall FTI standen viele Reisevermittler kurzfristig vor genau diesem Problem und mussten betroffene Kunden auf andere Anbieter verteilen. Umgekehrt profitieren Reisebüros von Dertours aktueller Stabilität: Nach FTI’s Aus hat Dertour kulante Sonderregeln (z.B. Wegfall der Anzahlung und flexible Stornierung) für Neubuchungen eingeführt, was Reiseverkäufern half, verunsicherte Kunden unkompliziert umzubuchen​.
  • Auswirkungen auf Leistungsträger (Hotels, Airlines etc.): Eine Insolvenz betrifft auch die Geschäftspartner vor Ort. Hotels, Fluggesellschaften und Mietwagenfirmen erhalten vom insolventen Veranstalter keine Zahlungen mehr. Bei FTI bedeutete dies, dass Hotels ihre offenen Rechnungen direkt bei den Gästen einzutreiben versuchten. Im Falle einer Dertour-Insolvenz könnten Hotels und andere Leistungsträger ebenfalls auf Forderungen sitzenbleiben, sofern diese nicht vom Sicherungsfonds beglichen würden. Außerdem müssten sie die plötzlichen Ausfälle von Gästegruppen verkraften. Auf längere Sicht verlieren Zulieferer einen wichtigen Vertragspartner, was insbesondere für Hotels in Urlaubsregionen wirtschaftlich spürbar wäre. Allerdings hat das neue Absicherungssystem auch hier geholfen: Durch die Beauftragung von Dertour zur Betreuung der FTI-Gäste wurde sichergestellt, dass im Rahmen der Versicherung Unterkünfte und Rückreisen organisiert und die Folgen für Leistungspartner abgefedert wurden. Generell gilt: Je größer der Veranstalter, desto stärker die Vernetzung mit vielen Partnern – ein Ausfall hätte entsprechend viele Störwirkungen in der Wertschöpfungskette (von Zulieferern bis zu Zielgebieten).

Fazit: Derzeit ist Dertour finanziell stabil und weit von einer Insolvenz entfernt. Das Unternehmen verzeichnet Wachstum und profitiert vom anhaltenden Reisetrend sowie der Marktbereinigung nach der FTI-Pleite​. Dennoch muss Dertour wachsam bleiben, da externe Risiken (Pandemien, Kosteninflation) und strukturelle Herausforderungen (veränderter Markt, regulatorische Auflagen) das Geschäft beeinflussen. Für Kunden und Geschäftspartner überwiegen momentan die positiven Aussichten – Buchungen sind sicher, und Dertour hat in Krisenfällen der Branche seine Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt​. Hinsichtlich der finanziellen Lage gibt es somit Entwarnung: Weder offizielle Mitteilungen noch Wirtschaftsnachrichten deuten auf akute Schwierigkeiten bei Dertour hin. Das Unternehmen agiert solide im Markt und erscheint gut gerüstet, zukünftige Herausforderungen zu meistern​

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